Flechten

Eichenflechte (Flavoparmelia caperata) 

  

Die Flechte wurde von B. Miggel Anfang April 2024 in einem Eichen-, Buchen-, Hainbuchenbiotop bei Straubenhardt-Langenalb gefunden. Sie wuchs auf der Rinde einer Eiche und hatte die gewaltigen Ausmaße von 30 x 15 cm. Man erkennt die Flechtenart daran, dass sie gerne an Eiche wächst und an ihrer verwaschen grüngelben Farbe:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Bei einer Nahaufnahme erkennt man im Mittelbereich viele fleckartige Bereiche mit ungleichmäßigem Umriss (Flecksorale), die staubförmige Körnchen (Soredien) abgeben, welche vom Wind verfrachtet werden und der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Verwechslungsmöglichkeiten:

Die Sulkatflechte (Parmelia sulkata) sieht ähnlich aus, ist aber grau gefärbt.

 

Weitergehende Literatur:

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 70.

·         https://fundkorb.de/pilze/flavoparmelia-caperata-eichenflechte

 

 

Pflaumenflechte (Evernia prunastri)

 

Die auch unter dem Namen „Eichenmoos“ bekannte Pflaumenflechte (Evernia prunastri) wächst an Orten mit sehr reiner Luft. Dort finden wir diese gelbgrüne Strauchflechte mit weißer Unterseite an Laubbäumen mit saurer Rinde wie Eichen, Ahorn, Eschen, Linden, gerne an lichtreichen Standorten. B. Miggel fand die Flechte im Frühjahr 2024 an einer Eiche in einem Eichen-, Buchen-, Hainbuchen-Biotop bei Langenalb. 

Everna prunastri (Foto: B. Miggel)
Everna prunastri (Foto: B. Miggel)

Unter der Lupe erkennt man an den Rändern und auf der Unterseite der bandartigen Abschnitte zahlreiche rundliche Auswüchse (Flecksorale), die staubförmige Körnchen (Soredien) abgeben. Diese werden vom Wind verbreitet und dienen der ungeschlechtlichen Vermehrung:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Verwechslungsmöglichkeiten:

Die Gabelflechte (Pseudevernia prunastri) sieht ähnlich aus, ist aber rein grau, ohne Gelbton, gefärbt.

 

Weitergehende Literatur:

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 35.

 

·         https://fundkorb.de/pilze/evernia-prunastri-pflaumenflechte

Schriftflechte (Graphis scripta)

 

 

Die Schriftflechte (Graphis scripta), könnte man auch „Runenflechte“ nennen, wie sich unschwer an den Bildern erkennen lässt. Es handelt es sich um eine weit verbreitete, häufige und schon mit bloßem Auge erkennbare Krustenflechte. Sie wächst auf glatten Rinden von Laubbäumen und Weißtannen und bevorzugt dabei Hain- und Rotbuchen sowie Eschen und Haselsträucher in luftfeuchten Lagen:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Der Flechtenkörper (das Lager, der Thallus) ist weißlich, hellgrau bis grünlichgrau, sehr dünn, glatt und dem Substrat dicht anliegend. Die Fruchtkörper (Apothecien) sind schwarz, schmal und lang, strichförmig, gebogen, geschlängelt, auch ein- oder mehrfach verzweigt und haben Abmessungen von bis zu 3 x 0,4 mm. Sie sind in den Thallus eingesenkt und besitzen erhabene Ränder:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Ähnliche Flechtenarten

·     Die Schriftflechte ist nahezu unverwechselbar. Wer sie einmal gesehen hat, wird sie jederzeit wiedererkennen.

·     Allenfalls kann man sie mit der Schwarzen Zeichenflechte (Opegrapha atra) verwechsen, die aber viel kleinere, stärker verzweigte, oft sternförmige Fruchtkörper bildet.

 

Literatur

·      Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 152.

 

Internet

1.    https://de.wikipedia.org/wiki/Graphis_scripta

2.    https://fundkorb.de/pilze/graphis-scripta-schriftflechte

 

 

Lindenflechte (Parmelia tiliacea)

 

Will man die Lindenflechte (Parmelia tiliacea) finden, sollte man die Stämme alter, gesunder Linden inspizieren. Dort fühlt sich diese hellgraue Blattflechte am wohlsten. Auch andere Laubbäume mit nährstoffreicher Rinde, wie Eschen und Ahorn, werden besiedelt. Den Fund machte B. Miggel auf der Rinde einer großen Linde bei Neuenbürg-Arnbach:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Die Lindenflechte bildet rosettenartige Flechtenkörper (Thalli), die Durchmesser mehr als 10 cm erreichen können und gerne zu mehreren zusammenwachsen. Die Läppchen (Loben) sind hellgrau, matt, glatt und am Ende abgerundet. Im Mittelbereich älterer Thalli entsteht ein grünlichbrauner Bereich mit  sogen. Isidien. Das sind geschlossene, berindete Körperchen, die abfallen und der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Sehr selten findet man bei der Lindenflechte auch Becher (Apothecien). In denen bilden sich kleine Schläuche (Asci), die wiederum Sporen ausbilden. Die Sporen dienen, genau wie bei den Pilzen, der geschlechtlichen Vermehrung. Im folgenden Bild sieht man zahllose, stiftförmige Isidien mit rundlichem Ende sowie ein Apothecium:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Ähnliche Flechtenarten

·         Bei der sehr ähnlichen Sulkatflechte (Parmelia sulcata) sind die Lobenenden nicht abgerundet, sondern angedeutig eckig, wie mit einer Schere abgeschnitten. Auch hat sie keine Isidien, sondern stattdessen feine weiße, oft netzartige Linien (Pseudocyphellen), in denen sich feine staubartige Partikel (Soredien) entwickeln, die vom Wind zwecks ungeschlechtlichen Vermehrung weggetragen werden.

 

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 74.

 

Internet (abgerufen am 22.3.2024)

1.    https://de.wikipedia.org/wiki/Parmelina_tiliacea

2.    https://fundkorb.de/pilze/parmelina-tiliacea-linden-sch%C3%BCsselflechte

 

 

Gabelflechte (Pseudevernia prunastri)

 

Die Gabelflechte (Pseudevernia furfuracea), eine häufige Strauchflechte, wächst auf der Rinde verschiedener Bäume mit saurer Rinde (Nadelbäume, Buche, Eberesche, Eiche). Nach einem ausgiebigen Regen oder bei windigem Wetter liegen die Flechten oft massenhaft auf dem Waldboden. Den hier beschriebene Fund machte B. Miggel im Frühjahr 2024 in einem Kiefernforst bei Oberreichenbach auf feuchtem, saurem Boden auf etwa 720 Metern N.N.

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Der gesamte Flechtenkörper (Thallus) dieser Strauchflechte ist an einer einzigen Stelle am Ast angewachsen und besteht aus bandartigen, geweihartig verzweigten Abschnitten. die Thallus-Unterseite ist schwarz:

Unterseite (Foto: Bernd Miggel)
Unterseite (Foto: Bernd Miggel)

Die Oberseite älterer Flechtenäste ist mit unzähligen stiftförmigen, berindeten Körperchen (Isidien) besiedelt, die sich ablösen und vom Wind zur vegetativen Vermehrung fortgetragen werden:

Isidien (Foto: Liss Hoffmann)
Isidien (Foto: Liss Hoffmann)

Ähnliche Flechtenarten
• Die Pflaumenflechte (Evernia prunastri) ist oberseits gelbgrün, unterseits weiß.

• Die sehr seltene Gefranste Wimpernflechte (Anaptichia ciliaris) ist fein behaart.

Literatur
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 36.
https://fundkorb.de/pilze/pseudevernia-furfuracea-gabelflechte

 

 

 

 

Silbrige Kuchenflechte (Lecanora argentata)

 

Fachbegriffe und Abkürzungen siehe unten bei „Erläuterungen“.

 

 

Einführung, Lebensweise und Verbreitung

 

 

Schaut man sich in einem Wäldchen einmal die Rinde einer Hainbuche genauer an, am besten mit Hilfe einer Lupe, so wird man neben vielen anderen Flechten vielleicht auch eine hübsche Krustenflechte, die Silbrige Kuchenflechte (Lecanora argentata), entdecken. Sie findet sich auf der Rinde von Laubbäumen, bespielsweise der von Hainbuchen, Eschen, Ahorn, Pappeln, und ist an ihren dichtstehenden, rotbraunen Bechern (Apothecien) mit weißlichem Rand und dem weißlichen Lager (Schicht unterhalb der Becher) gut erkennbar. B. Miggel fand sie auf der Rinde einer Hainbuche in einem Eichen-, Buchen-, Hainbuchen-Biotop nahe dem Gewerbegebiet Ittersbach:

Foto: Stefan Miggel
Foto: Stefan Miggel

Ein wichtiges Merkmal dieser Art sind die großen Kristalle im Becherrandbereich. Wenn man einen dünnen Längsschnitt durch einen Becher anfertigt und unter dem Mikroskop in polarisiertem Licht betrachtet, erscheinen diese Kristalle als große, hellleuchtende Bereiche:

Foto: Bernd Miggel
Foto: Bernd Miggel

Ähnliche Flechtenarten (nach Wirth & Düll 2000)

·         Bei der Trügerischen Kuchenflechte (Lecanora allophana) ist der Apothecienrand wellig verbogen, und der Apothecienrand enthält kleine Kristalle.

·         Bei der Hellen Kuchenflechte (Lecanora chlarotera) ist die Apothecienscheibe nicht rotbraun, sondern hell- bis schmutzigbraun, und der Apothecienrand enthält – zusätzlich zu großen - auch kleine Kristalle.

 

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 161.

·         https://fundkorb.de/pilze/lecanora-argentata-silbrige-kuchenflechte

 

 

Sulkatflechte (Parmelia sulcata)

 

Einführung, Lebensweise und Verbreitung

 

 

B. Miggel fand mehrere Flechtenkörper (Lager, Thalli) dieser häufigen und weit verbreiteten Art auf der Rinde eines freistehenden Mehlbeerbaumes in einem feuchten Kiefernwaldes im Nordschwarzwald auf 720 Meter N.N. Die an lichten Stellen auf Laubholzrinde und manchmal auch auf Gestein wachsende, graue Blattflechte erkennt man vor allem an den auffälligen, weißen, Netzadern (Pseudocyphellen) und den wie mit einer Schere wie abgeschnitten wirkenden Enden der Läppchen (Loben):

Grüngrauer Thallus mit eckigen Lobenenden und mit Pseudocyphellen. Foto: Liss Hoffmann.
Grüngrauer Thallus mit eckigen Lobenenden und mit Pseudocyphellen. Foto: Liss Hoffmann.

Die Thalli der Sulkatflechte sind grau oder grünlichgrau, im Durchmesser bis 80 mm, mit flachen, bis 5 mm breiten Lappen. Die Pseudocyphellen brechen bei alten Thalli auf und entlassen staubartige Körnchen (Soredien), die vom Wind weggetragen werden und der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen. Auch an den Lobenrändern bilden sich Soredien. Sehr selten kommen Becher (Apothecien) vor. In ihnen entwickeln sich Sporen für die geschlechtliche Vermehrung:

Älterer Thallus mit Apothecien und Soredien. Foto:Liss Hoffmann
Älterer Thallus mit Apothecien und Soredien. Foto:Liss Hoffmann

Ähnliche Flechtenarten

·     Die Felsen-Schüsselflechte (Parmelia saxatilis) sieht ähnlich aus und bildet ebenfalls ein Pseudocyphellennetz. Die Lobenenden sind rundlich, nicht eckig, und aus dem Netz entwickeln sich keine Soredien, sondern sogen. „Isidien“. Das sind kleine, berindete, zylinderförmige Vermehrungsorgane.

·     Die Lindenflechte (Parmelia tiliacea) besitzt hellgraue, an den Enden abgerundete (nicht eckige) Loben. Die Flechte bildet kein Pseudocyphellennetz aus, sondern im mittleren Thallusbereich dunkel grünlichbraune, zylindrische Isidien.

 

Literatur

·         WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 73.

·         https://fundkorb.de/pilze/parmelia-sulcata-sulkatflechte

 

·         https://de.wikipedia.org/wiki/Parmelia_sulcata

Verzierte Hundsflechte (Peltigera praetextata)

 

Bei der Verzierten Hundsflechte (Peltigera praetextata) handelt es sich um eine häufige, weit verbreitete Blattflechte, die man an feuchten Kalk- und Silikanfelsen, aber auch auf feuchter Erde, Moos oder bemoosten Stämmen findet. Den hier vorgestellten Fund machte B. Miggel an einer feuchten, stundenweise besonnten Buntsandsteinmauer inmitten von Gemeinem Schlafmoos (Hypnum cupressiforme):

Dunkelgrauer Thallus mit mit hell bereiften Lobenenden und zahlreichen, aufrecht stehenden, sattelförmigen Apothecien (ap). Foto: Bernd Miggel.
Dunkelgrauer Thallus mit mit hell bereiften Lobenenden und zahlreichen, aufrecht stehenden, sattelförmigen Apothecien (ap). Foto: Bernd Miggel.

Eine sehr groß werdende, großlappige Blattflechte mit Thallus-Durchmessern bis 25 cm und Farben in grau, grüngrau, warm mittelbraun bis dunkelbraun. Die breiten Blätter (Loben) sehen im trockenen Zustand an den Enden wie hell bereift aus, was auf die feinfilzige Oberfläche zurückzuführen ist. Dort, wo Lobenenden aufwärts steigen, bilden sie sattelförmige „Becher“ (Apothecien) mit brauner Scheibe. In ihnen bilden sich Sporen für die geschlechtliche Vermehrung. Da die Apothecien dabei ganz leicht schräg schräg geneigt sind, sieht man von oben aus meist nur ihre helle Rückseite. An den Rändern und Rissen alter Loben bilden sich Reihen und Gruppen flacher, spatelförmige Isidien (berindete Vermehrungsorgane), die abfallen und der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen:

Warmbrauner Thallus mit Isidien an Lobenrändern und -rissen (is). Foto: Bernd Miggel.
Warmbrauner Thallus mit Isidien an Lobenrändern und -rissen (is). Foto: Bernd Miggel.

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 111.

·         http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm

·         https://de.wikipedia.org/wiki/Peltigera_praetextata

 

·         https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-p

Helm-Schwielenflechte (Physcia adscendens)

 

Die Helm-Schwielenflechte (Physcia orbicularis) ist eine kleine, häufige Blattflechte, die wir außer an nährstoffreichen Rinden von Laubgehölzen auch an Kalkstein und anthropogenen Substraten, wie Mauern, verbautem Holz, Metall … finden. Typisch sind die kuppelartig/helmartig aufgebogenen Enden der Läppchen (Loben) sowie die zahlreichen Wimpern (Cilien). Wir fanden die Flechte im Frühjahr 2024 sehr zahlreich an Hainbuchen (Gebüsch) und Apfelbäumen auf einer Streuobstwiese bei Karlsbad-Spielberg:

 Grünliche Physcia adscendens in der Astgabel einer jungen Hainbuche. Foto: Liss Hoffmann.
Grünliche Physcia adscendens in der Astgabel einer jungen Hainbuche. Foto: Liss Hoffmann.

Die kleinen Flechtenkörper (Lager, Thalli) sind grünlich, grau oder weißlich und wachsen rosettig, bei einem Durchmesser von bis zu 30 mm. Oft wachsen mehrere Thalli ineinander und können so größere Flächen überziehen. Die bis 1 mm breiten Loben sind aufsteigend und enden in einer kuppelartigen/helmartigen Aufwölbung. Die Unterseite der Aufwölbung ist  pulverig (sorediös), weshalb man von „Helmsoralen“ spricht. Die Lobenränder sind mit zahlreichen weißen bis schwärzlichen Cilien versehen. Becher (Apothecien) sind selten zu finden.

 

 

Das folgende, eindrucksvolle Foto verdanke ich Norbert Kühnberger:

Thallus mit weißlichen Helmsoralen (Die gelben Becher gehören zu einer anderen Art). Foto: Norbert Kühnberger.
Thallus mit weißlichen Helmsoralen (Die gelben Becher gehören zu einer anderen Art). Foto: Norbert Kühnberger.

Ähnliche Flechtenarten

·     Die Zarte Schwielenflechte (Physcia tenella) ist sehr ähnlich. Sie besitzt flache bis aufsteigende Lobenenden, aber nicht mit Helmsoralen, sondern mit „Lippensoralen“, die wie breite Lippen aussehen. Beide Arten wachsen oft nebeneinander oder sogar durcheinander.

·     Andere graue Physcia-Arten besitzen keine Cilien.

 

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 83.

·         https://de.wikipedia.org/wiki/Physcia_adscendens

·         https://fundkorb.de/pilze/physcia-adscendens-helm-schwielenflechte

 

·         http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm

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