Weißer Birkenritterling (Tricholoma stiparophyllum)
Heute möchte ich einen in allen Fruchtkörperteilen weißen Lamellenpilz vorstellen, den Weißen
Birkenritterling, auch Gerippter
Gasritterling
genannt. Man findet ihn vorzugsweise unter Birken, mit denen er eine Mykorrhiza eingeht. Die gefundenen Exemplare wuchsen auf einer Böschung direkt neben einer Straße bei
Birke und Salweide in Schiltach im Mittleren Schwarzwald.
Die Pilze können recht groß werden; das noch junge Exemplar auf dem oberen Foto ganz rechts besitzt bereits einen Stieldurchmesser von 22 mm. Nach der Fachliteratur kann der Hut bis zu 140 mm
breit werden!
Der Weiße Birkenritterling ist in allen Fruchtkörperteilen rein weiß, allenfalls ist die Hutmitte leicht ocker.
Die Hutoberfläche
ist glatt und bei Feuchtigkeit etwas klebrig, der Rand
ist wellig und bei jungen Exemplaren eingerollt. Das Fleisch
ist weiß, fest, brüchig und über den Lamellen dick. Der Geruch
ist bei dieser Art unverkennbar: Der Pilz riecht unangenehm, er stinkt geradezu! Die Lamellen
sind, wie es bei vielen Ritterlingsarten der Fall ist, ausgerandet angewachsen. Sie sind stark mit Lamelletten untermischt, in Stielnähe selten einmal gegabelt, die Schneiden sind glatt und von
gleicher Farbe wie die Lamellenflächen. Das Basismyzel
ist weiß, wie man es im Bild an den Stielbasen erkennen kann.
Interessanterweise wuchsen in unmittelbarer Nähe einige Fruchtkörper des Mehlräslings (Clitopilus prunulus). Im folgenden Bild sind es die drei flachhütigen Exemplare (2 x vorne rechts sowie 1 x hinten links grasüberwachsen)
Verwechslungsmöglichkeiten:
Es existieren etliche, ähnlich aussehende, weiße Pilzarten, beispielsweise mehrere Ritterlingsarten. Außerdem existieren weiße Farbformen von Pilzen, die normalerweise nicht weiß sind. Als Beispiel seien hier die weiße Form des Seifenritterlings und des Grünen Knollenblätterpilzes genannt.
Meist muss man zur Unterscheidung zusätzlich das Mikroskop zu Hilfe nehmen!
Weiterführende Literatur:
http://tintling.com/pilzbuch/arten/t/Tricholoma_stiparophyllum.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerippter_Gas-Ritterling
Unverschämter Ritterling (Tricholoma lascivum)
Im Oktober 2020 fand ein Pilzfreund in Schiltach auf einem alten Bahndamm unter Birke und Salweide eine größere Gruppe des Unverschämten
Ritterlings. Fast alle Fruchtkörper besaßen einen Hutdurchmesser von bis zu 60 mm. Die Ausnahme bildete ein echtes Riesenexemplar mit 130 mm Durchmesser.
Das obere Bild zeigt eine kleine Gruppe am Standort. Im unteren Bild erkennt man eine typisches morphologisches Merkmal der Ritterlinge: Sie sind meist recht dickfleischig, und die
Stiele vollfleischig, also nicht hohl.
Wenn man einen interessanten Pilzfund macht, sollte man erst einmal dem Lamellenbereich eine Geruchsprobe nehmen. Beim Unverschämten Ritterling strömt einem ein unangenehm leuchtgasartig
Geruch mit schwacher Obstkomponente entgegen. Daher stammt wohl auch der Name. Es gibt noch mehrere andere unangenehm riechende Ritterlingsarten, so z.B. den Schwefelritterling (Tricholoma
sulphureum).
Sieht man einmal von den mikroskopischen Merkmalen ab, so erkennt man die Art an dem weißlichen bis cremefarbigen Hut mit hellbräunlicher Mitte, dem weißlichen, etwas bräunenden Stiel, den weißlichen Lamellen und dem weißen Fleisch – vor allem natürlich am typisch unangenehmen Geruch.
Wie alle Ritterlinge ist auch unsere Art ein Symbiont, und zwar dienen ihm Laubbäume als Mykorrhizapartner. Die Sporen sind mit ca. 6 x 4 µm recht klein.
Ähnliche Arten:
Der Lästige Ritterling (Tricholoma inamoenum) sieht ähnlich aus und riecht auch ähnlich unangenehm, pflegt jedoch eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen. Außerdem sind seine Sporen mit etwa 7 x 4,5 µm etwas größer als die des Unverschämten Ritterlings.
Weiterführende Literatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Unversch%C3%A4mter_Ritterling
http://tintling.com/pilzbuch/arten/t/Tricholoma_lascivum.html
Schwarzschuppiger Ritterling (Tricholoma atrosquamosum)
Hier möchte ich den Schwarzschuppigen
Ritterling vorstellen, eine Art mit dunkelbraun bis fast schwarz beschupptem Hut:
Mein Pilzfreund Hans Stern schickte mir im November 2020 ein Exsikkat zu und bat mich um eine Nachbestimmung. Er hatte die Fruchtkörper auf Lehmboden bei Fichten und Kiefern gefunden und als
Tricholoma atrosquamosum bestimmt. Meine sorgfältige Nachbestimmung führte ebenfalls eindeutig zu Tricholoma atrosquamosum, dem Schwarzschuppigen Ritterling.
Hier der Fundort:
Gefunden wurden auf ca. 8 qm Fläche
12 Fruchtkörper
aller Altersstufen mit bis zu 80 mm breitem Hut und bis zu 80 x 16 mm messendem Stiel.
Der Hut
war trocken, stumpf gebuckelt, dicht dunkelgrau bis schwarz beschuppt, wobei die Schuppen nur an den ausgewachsenen Fruchtkörpern aufreißen, so dass der Hut junger Exemplare
komplett schwarz wirkt. Die Schuppen sie sind anliegend bis leicht sparrig abstehend.
Die Lamellen waren bis 12 mm breit und bis 0,7 mm dick, stark mit Lamelletten untermischt, quasi ungegabelt, die Schneide glatt bis grob schartig, ab und zu schwarz gepunktet, außerdem waren die Lamellen am Stiel ausgerandet angeheftet „Burggraben“.
Der Stiel war weiß, längsadrig, seidig glänzend, glatt, zylindrisch oder zur Basis hin schwach keulig verdickt. Das Basalmyzel war rein weiß. Es wurden keinerlei Hut-, Lamellen, Stiel- und Fleisch-Verfärbungen beobachtet.
Das Fleisch war weißlich bis grauweiß, im Hut dünnfleischig, im Stiel voll. Der Geruch war angenehm, irgendwie fruchtig; der Geschmack schwach nach Mehl oder durchgeschnittener Gurke. Die Farbe des ausgefallenen Sporenpulvers war reinweiß.
Der Schwarzschuppige Ritterling liebt anscheinend basenreiche, sogar kalkreiche Böden und geht eine Mykorrhiza sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen ein.
Verwechslungsmöglichkeiten:
Tricholoma basirubens, der Rosafüßige Erdritterling, besitzt einen meist keuligen Stiel, und er rötet oft deutlich an der Stielbasis; Basalmyzel weiß.
Tricholoma orirubens, der Rötende Erdritterling, rötet nach längerem Liegenlassen in den Lamellen; seine Stielbasis ist oftmals blaugrün gefleckt; das Basalmyzel ist
gelblich.
Tricholoma pardinum, der sehr giftige Tigerritterling, ist größer und stämmiger und besitzt größere, anders geformte Schuppen.
Tricholoma squarrulosum, der Schuppenstielige Erdritterling, besitzt einen grauschuppigen Stiel und einen sparrig-schuppigen Hut; Basalmyzel weiß.
Tricholoma terreum, der Gemeine Erdritterling. Während die vorgenannten drei Arten und auch
Tricholoma atrosquamosum irgendwie bitterlich oder nach Mehl schmecken und fruchtig oder nach Mehl riechen, ist Tricholoma
terreum völlig mild und geruchlos. Außerdem verfärben sich weder Hut noch Stiel oder Lamellen. Das Basalmyzel ist weiß.
Weiterführende Literatur:
http://www.tintling.com/pilzbuch/arten/t/Tricholoma_atrosquamosum.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzschuppiger_Erd-Ritterling
Purpurbrauner Schwefelritterling (Tricholoma bufonium)
Den
Purpurbraunen Schwefelritterling
trifft man in Bergnadelwäldern an, wo er eine Mykorrhiza mit Fichten eingeht. Zur Zeit (Mitte Oktober) treffe ich ihn in großer Zahl im Wald an der Schwanner Warte zwischen Fichten,
Weißtannen und Rotbuchen an.
Die Art besitzt einen bis 6 cm breiten, trockenen, angedrückt schuppig-faserigen, purpurbrauner Hut, schwefelgelbe Lamellen und weißliches bis
schwefelgelbes Fleisch, einen schwefelgelben bis bräunlichen, längsfaserigen Stiel. Dem Pilz entströmt ein starker, unangenehmer Geruch.
Die
Sporen
sind hyalin, dünnwandig, lang ellipsoid bis lang mandelförmig. Die Werte:
L x B =
10,1-10,8 x 5,6-6,0 µm, Q = 1,77-1,88; V = 170-200 µm3
(Mit: L Länge, B Breite, Q = L/B Schlankheitsgrad, V Volumen).
Verwechslungsmöglichkeiten:
• Der Schwefelritterling Tricholoma
sulphureum hat einen schwefelgelben Hut und ist an Laubbäume gebunden. Ansonsten gleicht er unserer Art zu hundert Prozent.
Weiterführende
Literatur:
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 414.
• https://www.123pilzsuche.de/daten/details/ViolettSchwefelritterling.htm
• https://www.pilz-baden.ch/galerie/wissenschaftlich/tricholoma-131/tricholoma_bufonium-368
Pappel-Schleimkopf (Cortinarius paracephalixus)
Der Pappel–Schleimkopf fruktifiziert in unserem Garten alljährlich im Oktober unter einer großen Salweide, mit der er eine Mykorrhiza eingeht.
Es handelt sich um eine sehr seltene Haarschleierlingsart, die in der Roten Liste Baden-Württembergs (2005) mit R (extrem selten) geführt wird.
Die Untergattung Schleimköpfe (Phlegmacium), zu der auch der Pappel-Schleimkopf gehört, zeichnet sich durch Arten mit klebrigen bis schleimigen Hüten und trockenen Stielen aus.
Die Hüte unserer Art erreichen 15 cm im Durchmesser, bei feuchter Witterung klebrig-schleimig, anfangs oft weiß vom dicken Universalverlum, später gelbbraun, semmelgelb, semmelbraun, blassorange, orangebraun und stark glänzend. Der Geruch frischer Fruchtkörper ist parfümiert-erdig, bei Liegenlassen im Zimmer nach einigen Stunden sehr stark muffig, das ganze Zimmer riecht dann wie schimmelig. Auch am Standort kann man reife Exemplare aus zwei Metern Entfernung „wittern“. Der Geschmack ist mild.
Die Untergattung Schleimköpfe (Phlegmacium), zu der auch der Pappel-Schleimkopf gehört, zeichnet sich durch Arten mit klebrigen bis schleimigen Hüten und trockenen Stielen aus.
Die Hüte unserer Art erreichen 15 cm im Durchmesser, bei feuchter Witterung klebrig-schleimig, anfangs oft weiß vom dicken Universalverlum, später gelbbraun, semmelgelb, semmelbraun, blassorange, orangebraun und stark glänzend. Der Geruch frischer Fruchtkörper ist parfümiert-erdig, bei Liegenlassen im Zimmer nach einigen Stunden sehr stark muffig, das ganze Zimmer riecht dann wie schimmelig. Auch am Standort kann man reife Exemplare aus zwei Metern Entfernung „wittern“. Der Geschmack ist mild.
Die Lamellen sind breit, gedrängt, grobschartig, am Stiel sehr schmal angewachsen, hellgrau. Der Stiel ist schmalkeulig, etwas ausspitzend, mitunter „wurzelnd“, längsadrig, cremefarben und glänzend. Das Fleisch ist im Hut dick, weiß bis creme, im Schnitt, mit KOH oder NH4OH stark gilbend.
Angekratztes Fleisch gilbt zuerst, wird nach 3 Stunden braunrot, nach 24 Stunden schwarz, schwarzrot oder schwarzblau. Das Exsikkat wird an manchen Stellen grau, an anderen schwarzgrün schillernd.
Die Sporen sind groß, bräunlich, im Umriss mandelförmig und mittelstark warzig. Ihre Größe beträgt 13-14 x 8 µm.
Betrachtet man die Sporen unter dem Raster-Elektronenmikroskop, erweist sich ihre dreidimensionale Gestalt als „schiffchenförmig“ bzw. hohlkehlig. Bei der lichtmikroskopischen Aufnahme kann man diese Hohlkehligkeit bei der Spore rechts oben vermuten.
Für die REM-Aufnahme ein herzliches Dankeschön an Stefan Diller, Würzburg!
Weiterführende Literatur:
BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5.: Nr. 227.
BRANDRUD, T.E. et al. (1989-2014): Cortinarius, Flora Photographica I-V: Nr. D04.
LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr. 136.102, Tafel 915.
Blassfleischiger Fichtenritterling (Tricholoma pseudonictitans)
Die hier beschriebene Pilzart, der Blassfleischiger
Fichtenritterling, geht eine Mykorrhiza mit Fichten ein. Den Fund machte ich Mitte Oktober 2021 im Moorrandwald des NSG Waldmoor-Torfstich bei Oberreichenbach, und zwar bei Fichten,
Weißtannen, Kiefern und Rotbuchen.
Die Hüte sind fuchsig braun mit gelbbräunlichem Randbereich, sie sind glatt, konvex oder stumpf gebuckelt, am Rand ungerieft und bei nassem Wetter sehr dick verschleimt. Sie erreichen bei den Funden einen Durchmesser von 60 mm. Die Stiele sind zylindrisch oder nach unten hin etwas verdickt und braun überfasert. Die Lamellen sind – wie bei vielen Ritterlingsarten – ausgebuchtet angewachsen ("Burggraben"), stark mit Lamelletten untermischt, doch nur selten gegabel. Das Fleisch von Hut und oberem Stielbereich ist gelblich. Es ist mild und schmeckt deutlich nach Mehl, und es riecht im frischen Anschnitt ebenfalls nach Mehl.
Die Sporen sind breit ellipsoid, glatt, hyalin und besitzen einem großen Tropfen.
Die
Maße: L x B =
6,6-6,9 x 5,0-5,3 µm; Q = 1,29-1,35; V = 86-100 µm3
(mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen)
Die oberste Schicht der Huthaut, die Epikutis, ist beim Blassfleischigen Fichtenritterling eine sehr dicke, schleimige Schicht aus mehr oder weniger liegenden Hyphen (eine Ixokutis). Darunter befindet sich eine dünnere Schicht verdichteter Hyphen, die Subkutis, ganz unten das Hutfleisch.
Verwechslungsmöglichkeiten:
• Der Bittere Eichenritterling Tricholoma ustaloides besitzt eine abgesetzt weiße Stielspitze,
und er schmeckt stark bitter. Er wächst vorzugsweise bei Eichen.
• Der Brandige Ritterling
Tricholoma ustale besitzt rein weißes Fleisch und Lamellen ohne
Gelbton. Er pflegt eine Mykorrhiza mit Rotbuchen. Außerdem ist er bitter im Geschmack.
Weiterführende Literatur:
• BAS, C. et al. (1999): Flora Agaricina Neerlandica Vol. 4: 128-129.
• LUDWIG, E. (2012): Pilzkompendium Bd. 3. Text: 830-831, Tafel: 674 Nr. 123.40.
• KIBBY, G. (2017): The genus Tricholoma in Britain: 16, Fig. 49.
• RIVA, A. (1988): Tricholoma (Fr.) Staude. Fungi Europaei 3: Nr. 57.
Dichtblättriger Rötelritterling (Lepista densifolia)
Im Spätherbst wächst im Walddistrikt „Schelmenbusch“ an der Schwanner Warte der
Dichtblättrige Rötelritterling.
Er bildet dort oft große
Hexenringe.
Man findet diesen Saprobionten sowohl in der Laub- als auch in der Nadelstreu. Begleitbäume sind dort Weißtannen, Fichten und Rotbuchen. Die Art ist in Deutschland recht selten; in der
Roten Liste ist sie in der Rubrik D (Daten unzureichend) aufgeführt.
Die Hüte
besitzen am Fundort Durchmesser von bis zu 12 cm, sind bei großen Exemplaren speckig glänzend, auch mit gelapptem Rand oder konzentrisch gezont, bei kleineren Exemplaren
weiß bereift, wie gefirnisst. Die Lamellen
sind am Stiel bogig herablaufend:
Der Hut im Detail – links die sehr dicht stehenden, hellbräunlichen Lamellen, rechts die weiße, wie gefirnisst aussehende Hutoberfläche:
Die Lamellen sind nicht mit dem Hutfleisch verwachsen, ein typisches Merkmal der Gattung der Rötelritterlinge. Hier wurde ein Lamellenbereich mit dem Fingernagel „weggeschoben“:
Der Geruch ist engenehm pilzig. Geschmack mild, etwas ranzig und zusammenziehend, später etwas im Hals kratzend.
Die Farbe des
ausgefallenen Sporenstaubs ist bei unserer Art creme mit
leichtem Rosastich.
Die Sporen sind bei dieser Art sehr klein, dünnwandig und hyalin. Sie sind nicht glatt, sondern feinwarzig-feinstachelig ornamentiert. Die Durchschnittswerte
betragen etwa 4 x 3 µm.
Hier ein
Präparat in 3-prozentiger Kalilauge, bei dem man die Warzen/Stacheln erahnen kann:
Verwechslungsmöglichkeiten:
• Der Nebelgraue Trichterling (Nebelkappe), teilt Standort und Wachstumszeit und bildet
ebenfalls große Hexenringe. Allerdings besitzt er nicht die wie gefirnisst wirkende Hutoberfläche,
sondern ist im Allg. einheitlich grau gefärbt. Außerdem riecht er stark „parfümiert“, fast unangenehm
süßlich.
• Der Bleiweiße Firnistrichterling (Laubfreundtrichterling) sieht unserer Art zum Verwechseln ähnlich und wächst zudem zur gleichen Jahreszeit an vergleichbaren Standorten. Seine Sporen sind zwar etwa gleich groß, jedoch glattrandig. Außerdem sind seine Lamellen fest mit dem Hutfleisch verwachsen.
Weiterführende
Literatur:
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1990): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 242.
• LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 40.6.
• https://www.interhias.de/schwammerlseiten/bestimmungen/2014/tricholomataceae/fotoseiten/foto-125.html
Schwefelritterling (Tricholoma sulphureum)
Wer im Oktober oder Anfang Novenber unsere schönen Rotbuchenwälder durchstreift, wird sicher auch auf den
Schwefelritterling
stoßen. Bild 1 zeigt drei reife Fruchtkörper aus einer etwa 30 Exemplare umfassenden Gruppe mit relativ kleinen Fruchtkörpern. Ich fand die Fruchtkörper Anfang November 2021 im Walddistrikt
Oberer Wald, Gemeinde Straubenhardt unter Rotbuchen, mit denen er eine Mykorrhiza eingeht. In einigen Metern Entfernung auch Eichen.
Die Art ist
unverkennbar durch folgende Merkmale:
• immer trockener, konvexer, bis 100 mm breiter, schwefelgelber Hut,
• schwefelgelbe Lamellen, schwefelgelbes Fleisch, schwefelgelber, längsfaseriger Stiel,
• starker, unangenehmer Geruch. Geschmack nach Mehl und schwach bitter.
• Vorkommen bei Laubbäumen, vorzugsweise Rotbuchen.
Die Sporen:
Beim Aufzeichnen der Häufigkeitsverteilungen von Länge, Breite, Schlankheitsgrad und Volumen ergab sich Überraschendes: Die
Volumenverteilung (Bild 5) zeigte zwei
Häufigkeitsmaxima ("Kamelhöcker"). Dies deutet auf zwei unterschiedliche Sporengröße-Klassen hin. Eine Literaturrecherche ergab, dass der Schwefelritterling
2- und 4-sporige Basidien besitzt. - Wobei die 2-sporigen Basidien die großen, die 4-sporigen Basidien die kleinen Sporen generieren.
Stellt man für die beiden Größenklassen je eine eigene Statistik auf, so erhält man:
Gruppe mit kleinen Sporen: Lav x Bav = 9,9-10,5 x 5,6-6,1 µm Qav = 1,64-1,85 Vav = 170-200 µm3
Gruppe mit großen Sporen: Lav x Bav = 11,1-12,2 x 6,6-6,9 µm Qav = 1,66-1,80 Vav = 250-310 µm3
Mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average/Durchschnitt.
Weiterführende Literatur:
• CHRISTENSEN, M., HEILMANN-CLAUSEN, J. (2013): The genus Tricholoma. Fungi of Northern Europe, Vol. 4: 194-197.
• https://pilzbuch.pilzwelten.de/schwefelritterling/tricholoma-sulphureum.html
• https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Schwefelritterling.htm
Grünling (Tricholoma equestre)
Mitte November 2021 fand ich in einem Moorrandwald bei Oberreichenbach, zwischen Waldkiefern, Fichten und Weißtannen, einen einzelnen Fruchtkörper des Grünlings. Es handelt sich dabei um eine für Baden-Württemberg sehr seltene Pilzart, die eine Mykorrhiza mit Kiefern eingeht. Das stattliche Exemplar hatte einen Hutdurchmesser von 80 mm, der Stiel maß 90 x 20 mm.
Wir haben es mit einem kräftigen, stabilen Pilz zu tun. Der Hut
wird bis zu 120 mm breit, ausgebreitet,oft leicht gebuckelt, mit eingerolltem Rand. Die Oberfläche ist glänzend und bei Feuchtigkeit schmierig-klebrig. Die Hutfarbe ist
außen graulich gelb, zur Mitte hin mit bräunlichen Schuppen besetzt. Die Huthaut
ist fast bis zum Zentrum dick abziehbar; das Fleisch darunter ist außen cremefarben, weiter innen graugelb.
Die Lamellen sind zitronengelb, stehen gedrängt, sind bis 10 mm breit und dünn. Sie sind stark mit Lamelletten untermischt, vereinzelt in Stielnähe gegabelt und am Stiel ausgebuchtet angewachsen ("Burggraben"). Der Stiel ist zylindrisch oder leicht keulig, seidig glänzend und in der Farbe der Lamellen. Die Stielspitze ist heller, etwa cremefarben. Das Fleisch ist cremeweiß, das Hutfleisch über dem Stiel dick, der Stiel vollfleischig. Geruch und Geschmack deutlich nach Mehl/Gurke.
Das
Sporenpulver
ist weiß.
Die Sporen
sind ellipsoid, hyalin, dünnwandig und glatt.
Eine Hochrechnung aus einer Stichprobe von 40 repräsentativen Sporen des Fundes ergab folgende Mittelwerte:
Lav x Bav =
7,2-7,4 x 4,3-4,4 µm Qav = 1,63-1,73 Vav = 70-76 µm3
mit L Länge, B Breite, Q = L/B Schlankheitsgrad, V Volumen, av Average/Durchschnitt.
Gemeiner Erdritterling (Tricholoma terreum)
Ein relativ unauffälliger, grauer Pilz, der aber oft durch Massenauftreten auf sich aufmerksam macht, ist der Gemeine Erdritterling. Man findet ihn bis in den Spätherbst hinein vor allem unter Kiefern, mit denen er eine Mykorrhiza eingeht. Ich fand am 17.11.2021 mehrere Exemplare am Waldrand in der Nähe der Erddeponie bei Spielberg, Karlsbad unter Waldkiefern:
Der Stiel ist meist zylindrisch, vollfleischig oder enghohl, farblich weiß bis hellgrau und stark glänzend. Das Fleisch ist weiß, völlig geruchlos und mild im Geschmack:
Verwechslungsmöglichkeiten
Der sehr giftige Tigerritterling (Tricholoma pardinum), ist größer und stämmiger und besitzt größere, dachziegelartig angeordnete Schuppen. Er wächst sowohl bei Laub- als auch bei Nadelbäumen, und zwar nur auf kalkhaltigen Böden und riecht stark nach Mehl bzw. angeschnittener Schlangengurke.
Weiterführende
Literatur:
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 438.
• CHRISTENSEN, M., HEILMANN-CLAUSEN, J. (2013): The genus Tricholoma. Fungi of Northern Europe,
Vol. 4: 162-165.
• https://fundkorb.de/pilze/tricholoma-terreum-gemeiner-erdritterling
Braunvioletter Dickfuß (Cortinarius anomalus)
Es handelt sich um einen nicht seltenen Haarschleierling mittlerer Größe. Die Art bevorzugt bodensaure Wälder und geht eine Mykorrhiza sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen ein. Innerhalb der Großgattung der Haarschleierlinge finden wir die Art in der Untergattung Gürtelfüße (Telamonia). Der Fund wurde am 19.11.2021 im NSG Waldmoor-Torfstich bei Oberreichenbach gemacht.
Der Hut ist grau mit bläulichem Einschlag und, schräg gegen das Licht gehalten, erscheint er schwach glimmerig. Der Stiel hat etwa die gleiche Farbe und ist mit hellocker Bändern, dem Velum, überzogen.
Wichtig für die Artbestimmung sind die Sporen. Sie sind breitellipsoid bis rundlich, bräunlich und besitzen eine niedrigwarzige Oberfläche:
Weiterführende Literatur:
· Krieglsteiner, G.J. & Gminder, A. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: 204.
· Breitenbach, J. & Kränzlin, F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Russulaceae: Nr. 249.
Bei einer Kartierungsexkursion im Waldschutzgebiet Heselmiss bei Oberreichenbach wurde wurde im Herbst 2023 von Bernd Miggel und Liss Hoffmann der Langstielige Schleimfuß Cortinarius livido-ochraceus gefunden. Der Fruchtkörper wuchs bei Waldkiefern, in 30 m Entfernung eine Traubeneiche.
Der Hut dieser Art ist flachkegelig, stark schleimig, grau- oder olivbraun und besitzt eine radiale Randriefung. Der stets sehr lange Stiel ist tief im Boden versenkt, spindelförmig, weiß oder leicht violett, stark schleimig und oben längs gerieft. In der Stielbasis riecht der Pilz stark nach Kunsthonig.
Diese in unserer temperaten Klimazone relativ häufige Art liebt saure Böden und geht eine Mykorrhiza sowohl mit Laubbäumen (Eichen, Rotbuchen, Birken) als auch mit Nadelbäumen (Weißtannen, Fichten, Kiefern) ein.
Die Sporen des aufgesammelten Fruchtkörpers waren bräunlich, im Profil meist mandelförmig und stark warzig. Die Maße: gemessene Länge x Breite = 11,3-13,3 x 7,3-8,7 µm.
Die Huthaut zeigt im Radialschnitt von oben nach unten (Bild 5):
· eine ca. 80 µm dicke Schleimschicht mit waagerecht bis schräg verlaufenden Hyphen (Epikutis, violett),
· darunter eine etwea 10 µm dicke, etwas verschleimte Schicht waagerechter Hyphen (Subkutis, dunkler violett),
· darunter das Hutfleisch (Huttrama, fast schwarz).
Literatur
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinariaceae: Nr. 281.
• DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 789.
• KRIEGLSTEINER, G. & GMINDER, A. (2010): Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: 61-62.
• MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1981): Handbuch für Pilzfreunde Band IV: Nr. 148.
• https://www.123pilzsuche-2.de/daten/details/LangstieligeSchleimfuss.htm
• http://tintling.com/pilzbuch/arten/c/Cortinarius_livido-ochraceus.html
„Nomen est omen“, kann man zu dieser Pilzart ohne Übertreibung sagen. Der Riesen-Ritterling Tricholoma colossus zeigt sich als ein wahrer Koloss. Es handelt sich um einen sehr seltenen Pilz mit massigem Wuchs, sehr großem, orangebraunem Hut, gedrungenem, orangebraunem Stiel, cremefarbenen, gefleckten Lamellen und weißem, rötendem Fleisch. Er ist mild im Geschmack und geruchlos. Außerdem geht er eine Mykorrhiza mit Kiefern ein. Während einer Kartierungsexkursion im Schonwald „Heselmiss“ bei Oberreichenbach-Würzbach fanden wir im Oktober 2023 bei alten Waldkiefern zwei dieser eindrucksvollen Pilze. Bei diesen „Missen“ handelt es sich um ebene, flachgründige Waldbereiche auf saurem, nährstoffarmem, moorigem Boden.
Die Sporen sind ellipsoid, glatt- und dünnwandig und besitzen mittig einen großen Tropfen. Gemessene Werte: Länge x Breite = 7,4-9,7 x 5,0-6,5 µm.
Verwechslungsmöglichkeiten
· Der Halsband-Ritterling (T. focale) ist weniger massivc, besitzt einen
ausgeprägten, hautähnlichen Ring, der Stiel ist schlanker, und die Sporen
sind kleiner.
· Der Fastberingte Ritterling (T. batschii) ist ebenfalls nicht derart massiv, besitzt
einen schlankeren Stiel und kleinere Sporen.
Literatur
· BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 160-161.
· DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 227.
· KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 528-529.
· https://en.wikipedia.org/wiki/Tricholoma_colossus
· https://www.pilz-baden.ch/galerie/deutsch/ritterling-131/riesen-ritterling-370