Falsche Schuppen-Säulenflechte (Cladonia squamosa var. subsquamosa)

 

 

Die Falsche Schuppen-Säulenflechte (Cladonia squamosa var. subsquamosa) fällt durch ihre dicht mit Blättchen versehenen Stämmchen (Podetien) mit innen offenen Bechern auf. Sie wächst in Wäldern und Zwergstrauchheiden, am Stammfuß bemooster Bäume, an alten Stümpfen, an Felsen. Wir fanden mehrere Lager am Stammfuß alter Waldkiefern in einem Kiefern-Schonwald, auf saurem, torfigem Boden, im Schonwald „Heselmiss“ bei Würzbach auf 720 Metern N.N. 

Größeres Areal der Falschen Schuppen-Säulenflechte am Stammfuß einer alten Waldkiefer. Foto: Bernd Miggel.
Größeres Areal der Falschen Schuppen-Säulenflechte am Stammfuß einer alten Waldkiefer. Foto: Bernd Miggel.

Die Grundblättchen (Grundschuppen) sind zahlreich und bis 4 mm breit. Ihre Oberseite ist graugrün, feucht grün, ihre Unterseite weiß, zur Basis hin oft orange. Die Stämmchen (Podetien) sind weiß, werden bis 50 mm hoch und bis 3 mm dick. Sie sind dicht mit graugrünen, feucht grünen, Blättchen besetzt. Oben besitzen die Podetien offene Becher, die meist zahlreiche braune Punkte (Pyknidien) aufweisen. In den Pyknidien entwickeln sich ungeschlechtliche Sporen. Mitunter sind auch echte Früchte (Apothecien) mit geschlechtlichen Sporen vorhanden. Betupft man die Flechte mit Kalilauge, bekommt man einen deutlich gelben Fleck.

Große Basis-Schuppen, stark beblätterte Podetien mit an der Spitze zahlreichen Pyknidien. Foto: Liss Hoffmann.
Große Basis-Schuppen, stark beblätterte Podetien mit an der Spitze zahlreichen Pyknidien. Foto: Liss Hoffmann.
Podetien mit braunen Pyknidien (die braunen Pünktchen an der Spitze der Podetien), Detail aus Bild 2. Foto: Liss Hoffmann.
Podetien mit braunen Pyknidien (die braunen Pünktchen an der Spitze der Podetien), Detail aus Bild 2. Foto: Liss Hoffmann.

Verwechslungsmöglichkeiten

·     Die „echte“ Schuppen-Säulenflechte (Cladonia squamosa var. squamosa) verfärbt sich mit Kalilauge nicht. Außerdem soll sie weniger robust und weniger stark beschuppt sein.

 

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 54.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 408-409.

·         Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 355.

 

·         https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/d

Finger-Becherflechte (Finger-Scharlachflechte) – Cladonia digitata

Finger-Becherflechte - Cladonia digitata; an einem Baumstumpf in Bachnähe zwischen Straubenhardt-Langenalb und Marxzell-Pfaffenrot (G. Franke, 28.11.2024) vielen Dank für die Bestätigung durch B. Miggel und iNaturalist
Finger-Becherflechte - Cladonia digitata; an einem Baumstumpf in Bachnähe zwischen Straubenhardt-Langenalb und Marxzell-Pfaffenrot (G. Franke, 28.11.2024) vielen Dank für die Bestätigung durch B. Miggel und iNaturalist

Cladonia digitata wurde von G. Franke am 28.11.2024 im Mischwald zwischen Straubenhardt-Langenalb und Marxzell-Pfaffenrot im Talgrund in Bachnähe an einem mit Moos und Flechten überzogenen Baumstubben gefunden.

Die Art gehört zu den Strauchflechten. Auf dem Substrat befinden sich graugrüne, abgerundete Blättchen. Die Apothecien/ Pyknidien sind rot. Am Becherrand befinden sich oft fingerartige Fortsätze. Charakteristisch sind die großen, am Rand sorediösen Lagerschuppen.

 

Hinweise:

https://www.inaturalist.org/taxa/217094-Cladonia-digitata

https://en.wikipedia.org/wiki/Cladonia_digitata

Literatur:

 

„Flechten einfach bestimmen“ – Volkmar Wirth und Ulrich Kirschbaum; Verlag Quelle & Meyer, 2. Auflage 2017, S. 178 – 179

Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera)

 

 

Nur bei sehr wenigen Flechtenarten handelt es sich beim Pilzpartner (Mykobiont) um einen Ständerpilz (Basidiomycet), wie es bei der Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera). Hier wird der Mykobiont durch einen kleinen Lamellenpilz mit Nabelingshabitus repräsentiert. Das Flechtenlager (Thallus) besteht aus den winzigen Kügelchen der Alge Botrydina. Man findet die Heide-Hutflechte in feuchten, kühlen, montanen Lagen auf bemoosten, morschen Ästen oder Stümpfen oder über saurem Gestein zwischen Moosen. Der Fund stammt von einem feuchten Hang aus Granitgeröll bei Hornberg im Mittleren Schwarzwald, wo das Flechtenlager Torfmoosstämmchen (Sphagnum) überzieht: 

Heide-Hutflechte zwischen Torfmoosen. Die Pilzfruchtkörper stellen den Pilzpartner dar. Foto: Bernd Miggel.
Heide-Hutflechte zwischen Torfmoosen. Die Pilzfruchtkörper stellen den Pilzpartner dar. Foto: Bernd Miggel.
Eine lauchgrüne Botrydina-Matte, das Flechtenlager, überzieht das Substrat (Torfmoos). Foto: Bernd Miggel.
Eine lauchgrüne Botrydina-Matte, das Flechtenlager, überzieht das Substrat (Torfmoos). Foto: Bernd Miggel.

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Lichenomphlia-Arten

·     Muschel-Hutflechte (L. hudsoniana): Fruchtkörper bis 3 cm hoch. Stiel anfangs leicht lila, dann weißlich, Hut cremefarben bis leicht bräunlichgelb, bis 1,5 cm breit, Lamellen kaum herablaufend. Thallus aus rundlichen bis muschelförmigen, flachen bis randlich aufgebogenen Schuppen.

·     Alpen-Hutflechte (L. alpina): Hut zitronengelb, tief gelb bis orange. Thallus aus dichtstehenden dunkelgrünen Kügelchen.

·     Samtige Hutflechte (L. velutina): Hut dunkelbraun, zuletzt graubraun. Thallus aus dichtstehenden dunkelgrünen Kügelchen.

 

Literatur

·         LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 55.13.

·         Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 818-820.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 701-703.

 

·         https://fundkorb.de/pilze/lichenomphalia-umbellifera-gefalteter-flechtennabeling-heide-hutflechte

Braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus)

 

 

Die Fruchtkörper (Apothecien) der Braunen Köpfchenflechte (Baeomyces rufus)  sehen wie winzige Hutpilze aus, mit braunem Hut und weißem Stielchen. Sie finden sich an Mauern aus sauer reagierendem Gestein, wie Granit oder Buntsandstein, oder auf sauren, sandigen Böden oder Böschungen. Wir fanden viele Exemplare der Flechtenart an einer Buntsandsteinmauer im Nordschwarzwald (Eyachmühle):

 Scharf begrenzter, grünlicher Thallus mit vielen Apothecien an einer Buntsandsteinmauer. Foto: Bernd Miggel.
Scharf begrenzter, grünlicher Thallus mit vielen Apothecien an einer Buntsandsteinmauer. Foto: Bernd Miggel.

Das trocken grünlichgraue, feucht hellgrünliche Lager (Thallus) liegt dem Substrat dünn an und bringt unzählige, bis 4 mm hohe Fruchtkörper (Apothecien) hervor. Dabei ist das Lager scharf begrenzt und ist aus winzigen Krümeln oder Schüppchen zusammengesetzt. Die Apothecien besitzen ein weißliches Stielchen und ein bräunliches, bis 2 mm breites, halbkugeliges Köpfchen:

Braune Köpfchenflechte in starker Vergrößerung. Foto: Bernd Haynold (aus wikipedia.org).
Braune Köpfchenflechte in starker Vergrößerung. Foto: Bernd Haynold (aus wikipedia.org).

Verwechslungsmöglichkeiten

·     Die seltene Schuppige Köpfchenflechte (Baeomyces placophyllus) besitzt ein am Rand deutlich gelapptes Lager.

 

Literatur

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 118.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 217-218.

·         Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 365.

·         https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-a-b#flechtenbilder-b

 

·         https://fundkorb.de/pilze/baeomyces-rufus-braune-k%C3%B6pfchenflechte

Zitronen-Schönfleck (Flavoplaca citrina)

 

 

 

Der Zitronen-Schönfleck (Flavoplaca citrina) ist eine gelbe, kalkholde Krustenflechte, die eine sehr hohe Resistenz gegenüber Amoniak aufweist. Sie begegnet uns in ausgedehnten Lagern (Thalli) an Betonmauern, Mauerputz, Grabsteinen aus Kalkstein, Kalkfelsen, besonders aber an Einfassungsmauern von Misthaufen oder an Stellen im Einflussbereich von Hundeharn („Hundepinkelflechte“). Die hier gezeigte Mauer liegt im Industriegebiet Karlsbad-Ittersbach. Bei starker Nitrateinwirklung bleibt die Art als einzige übrig, wie es die von ihr überwachsenen, kreisförmigen Bereiche anderer Arten zeigen:

Der typischer Standort, eine verputzte Mauer, wird hier breitflächig vom Zitronen-Schönfleck überzogen. Foto: Bernd Miggel
Der typischer Standort, eine verputzte Mauer, wird hier breitflächig vom Zitronen-Schönfleck überzogen. Foto: Bernd Miggel

Der Thallus ist relativ gleichmäßig körnig. Zudem ist er und sorediös, d.h. er bildet staubartige Partikel, die durch den Wind fortgetragen werden und der vegetativen Vermehrung dienen. Becherchen (Apothecien) habe ich nicht entdecken können. 

Weniger dicht überwachsenen Areal in hoher Auflösung. Die Becherchen im linken Bildteil gehören zu einer anderen Art, der Zerstreutfrüchtigen Kuchenflechte (Polyozosia dispersa). Foto: Bernd Miggel.
Weniger dicht überwachsenen Areal in hoher Auflösung. Die Becherchen im linken Bildteil gehören zu einer anderen Art, der Zerstreutfrüchtigen Kuchenflechte (Polyozosia dispersa). Foto: Bernd Miggel.

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Flechtenarten bestehen kaum möglich.

 

Literatur

·       Jahns, H.M. (1980): Farne – Moose – Flechten Mittel-, Nord- und Westeuropas: Nr. 593.

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 124.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 296.

·         Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 203.

·         https://fundkorb.de/pilze/flavoplaca-citrina-zitronen-sch%C3%B6nfleck

 

·         https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/c

Gewöhnliche Becherflechte (Cladonia pyxidata)

 

Diese sehr apart aussehende Gewöhnliche Becherflechte (Cladonia pyxidata) fanden wir während einer Kartierungsexkursion im Kiefern-Schonwald „Heselmiss“ bei Würzbach auf 720 Meter N.N. Sie wuchs auf feuchter, saurer Torferde in unmittelbarer Nähe eines Vogelbeerbaumes. Es handelt sich um eine häufige, braunfrüchtige Art.  

 

Die Stämmchen (Podetien) sind graugrün mit körniger Oberfläche. Sie tragen fast stets recht breite Becher mit kleinen, dunkelbraunen Randpünktchen (Pyknidien). Manchmal entwickeln sich auch Stiele mit dunkelbraunen Früchten (Apothecien):

Podetien der Gewöhnlichen Becherflechte, zum einen mit traubig angeordneten, dunkelbraunen Apothecien, zum anderen mit Pyknidien tragenden Bechern. Foto: Bernd Miggel.
Podetien der Gewöhnlichen Becherflechte, zum einen mit traubig angeordneten, dunkelbraunen Apothecien, zum anderen mit Pyknidien tragenden Bechern. Foto: Bernd Miggel.
Körnige Becheroberfläche, mit am Rand dunkelbraunen Pyknidien. Foto: Bernd Miggel.
Körnige Becheroberfläche, mit am Rand dunkelbraunen Pyknidien. Foto: Bernd Miggel.

Literatur

·         Jahns, H.M. (1980): Farne – Moose – Flechten Mittel-, Nord- und Westeuropas. – BLV-Bestimmungsbuch: Nr. 498.

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 58.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 407-408.

·         Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 350-351.

·         http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/pilzbilder-cladonia_pyxidata_agg.1jpg-stopp.htm

·         https://www.lichensmaritimes.org/?task=fiche&lichen=483&lang=en

·         https://de.wikipedia.org/wiki/Cladonia_pyxidata

·         https://www.makro-treff.de/de/galerie/cladonia-pyxidata-becherflechte-mit-braunen-apothecien

 

·         https://www.makro-treff.de/de/galerie/cladonia-pyxidata-becherflechte

Struppige Bartflechte (Cladonia hirta)

 

 

Bei der Struppigen Bartflechte (Usnea hirta) handelt es sich um eine der kleineren, buschig wachsenden Bartflechten. Man findet diese weit verbreitete, nicht seltene Art in lichten Wäldern an freistehenden Bäumen. Wir fanden mehrere Lager (Thalli) an dünnen Zweigen einer jungen Waldkiefer in einem Kiefern-Schonwald auf saurem, torfigem Boden im Nordschwarzwald auf 720 mNN.

Struppige Bartflechte am Zweig einer jungen Kiefer. Foto: Liss Hoffmann.
Struppige Bartflechte am Zweig einer jungen Kiefer. Foto: Liss Hoffmann.

Das Lager ist graugrün, buschig und vom Substrat abstehend bis leicht hängend, reich verzweigt und bis etwa 40 mm lang. Es ist an einer einzigen Stelle am Substrat angewachsen, wobei die Anwuchsstelle hell, also nicht geschwärzt ist. Fibrillen (kurze, abstehende Seitenästchen) sind zahlreich vorhanden. Außerdem tragen einige der Nebenäste dornenartigen Isidien, andere tragen kleine, runde Punktsorale.

 

Die sich aus den Soralen entwickelnden staubartigen Soredien und die abfallenden Isidien dienen der ungeschlechtlichen Vermehrung. Becher (Apothecien) sind sehr selten; ich selber habe keine gefunden.

Linker Ast mit saugnapfförmigen Punktsoralen, rechter Ast mit dornigen Isidien. Foto: Bernd Miggel.
Linker Ast mit saugnapfförmigen Punktsoralen, rechter Ast mit dornigen Isidien. Foto: Bernd Miggel.

Verwechslungsmöglichkeiten

·     Die Gewöhnliche Bartflechte (U. filipendula, syn. U. dasipoga) wächst deutlich hängend und wird bis zu 150 mm Länge deutlich größer. Die Anwuchsstelle am Substrat ist geschwärzt.  

·     Die Kahle Bartflechte (U. glabrescens) wird ebenfalls größer, besitzt nur wenige Fibrillen und keine Isidien.

 

Literatur

·         Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 948-951.

·         Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 27.

·         Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 1138.

·         Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 66-67.

·         https://lichenportal.org/portal/taxa/index.php?taxon=189635

·         https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=2436

 

·         https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-t-u#flechtenbilder-u

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