Was sind Neophyten?
Unter Neophyten versteht man gebietsfremde Pflanzenarten, die nach 1492 (Entdeckung Amerikas) nach Europa gekommen sind – durch den Menschen, absichtlich oder unabsichtlich. Sie vermehren sich ohne menschliche Hilfe im heutigen Gebiet.
Unter den Neophyten werden besonders die invasiven Neophyten hervorgehoben, da sie konkurrenzstark sind mit großem Expansionsvermögen. Sie verdrängen einheimische Pflanzen und können Schäden in der Land- und Forstwirtschaft hervorrufen.
Unter den Neophyten gibt es die Gartenflüchtlinge (Ausbreitung durch Samen), Ausbreitung durch die wilde Entsorgung von Gartenabfällen oder Gartenerde (Ausbreitung über Rhizome und Samen), Samenverbreitung durch Vögel oder auch durch die aktive, verbotene Ansiedlung. Bei der Verbreitung durch Vögel spielt auch die Zusammensetzung von Vogelfutter eine Rolle, wo sich mitunter auch Samen von Hanf, Lein und bestimmter, nicht heimischer Gräser befinden. Auch im weltweiten Handel und Reiseverkehr gibt es illegale Mitfahrer.
Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Neophyten. Die meisten gebietsfremden Pflanzen sind zu finden in städtischen Ballungsgebieten und entlang von Verkehrswegen. Das Vorkommen und die Ausbreitung von Neophyten haben eine spezielle Dynamik. Hin und wieder kommt es zu einer Etablierung aus der Anlage von Grün- und Blühflächen heraus, wo sich im Saatgut auch gebietsfremde Pflanzen befinden.
Zu den invasiven Neophyten zählen z.B.:
Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut, Flügel-Knöterich, Japanischer Staudenknöterich, Sachalin-Staudenknöterich, Kanadische Goldrute, Ambrosia …
„Die Dokumentation des Ausmaßes des bisherigen Florenzuwachses durch eingewanderte und verwilderte Sippen besitzt einen hohen wissenschaftlichen, naturschutzfachlichen und praktischen Wert“ (Kosmos Naturführer – Neophyten).
In Mitteleuropa sind über 1100 Neophyten-Arten bisher dokumentiert worden.
Neophyten in Karlsbad, Waldbronn und Umgebung
Im Folgenden sollen Neophyten gezeigt und beschrieben werden, die in Karlsbad, Waldbronn und Umgebung gefunden wurden. Begonnen mit dieser Beschreibung wird im Winter 2025 und danach erfolgt eine kontinuierliche Ergänzung.
Der Japanische Staudenknöterich gehört zu den Knöterichgewächsen (Polygonaceae). Er wird 100 - 250 cm hoch. Die Blätter sind kahl und 5 - 20 cm lang. Die Blattspreiten sind breit-eiförmig-zugespitzt und am Grund gestutzt, abgerundet oder stumpf-keilförmig. Die Blüten befinden sich in Knäueln zu 2 - 4. Die Blütenstände sind blattachselständig.
Blütezeit: Juli - September
Die Art kam 1825 nach Europa. 1844 wurden erste Verwilderungen festgestellt. Der Japanische Staudenknöterich gilt als invasiver Neophyt und ist mittlerweile in ganz Deutschland zu finden.
Die Art stammt ursprünglich aus Ostasien.
Beim Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt, handelt es sich um eine 2 - 3jährige Pflanze, die bis zu 3,5 m hoch werden kann. Der Stängel ist dann am Grund bis ca. 10 cm dick. Die Blätter werden im Durchschnitt bis ca. 1 m lang und sind mehrfach tief eingeschnitten (tief fiederteilig). Der Blattrand ist scharf gezähnt. Der Stängel ist rund und hohl, mäßig behaart und hat oft purpurne Flecken.
Die Art stammt aus dem Kaukasus und wurde um ca. 1900 nach Europa als Gartenpflanze gebracht. Man findet ihn entlang von Straßen, Wegen und Gewässern.
Blütezeit: Juni - Juli
Der Riesen-Bärenklau ist ein giftiger, invasiver Neophyt.
Der Pflanzensaft enthält phototoxsische Substanzen. In Kombination mit Sonneneinstahlung führt die Substanz zu starken Verbrennungen auf der Haut. Ein Kontakt mit der Pflanze kann äußerst schmerzhaft sein. Die Pflanzen müssen durch Fachkundige entfernt werden.
Die Staude wird bis 25 cm hoch und besitzt lange Ausläufer. Die Blätter sind 3-teilig mit eiförmigen, gezähnten Blättchen. Die Kronblätter sind gelb. Anders als bei der heimischen Wald-Erdbeere steht die Frucht nach oben. Sie ist zwar essbar, aber fade im Geschmack.
Anfang des 19. Jhd. gelangte die Pflanze als Zierpflanze nach Europa. Seit ca. 1980 nehmen Verwilderungen zu und die Art breitet sich eigenständig aus. Sie ist besonders in milden Lagen zu finden.
Blütezeit: Mai - Juli
Ursprungsland: Indien
Die Wuchshöhe des buschigen, sommergrünen und winterharten Strauches beträgt bis ca. 2 m. Der Strauch wächst aufrecht mit rutenförmigen Zweigen. Die wechselständigen Blätter haben eine dreieck-eiförmige bis eiförmige, lang zugespitzte Blattspreite. Der Blattrand ist scharf doppelt-gesägt.
Blütezeit: April - Juni
Heimat: China und Japan
Die Art wurde zu Ehren des schottischen Gärtners Kerr benannt (1779 - 1814) der im Ursprungsgebiet Pflanzen sammelte und mit nach Europa brachte.
Die Art und ihre Zuchtformen finden Verwendung als Zierpflanze in Gärten und Parks und es gibt eine gelegentliche Verwilderung.
Die Riesen-Goldrute (Späte Goldrute) ist eine Staude, die bis ca. 80 - 200 cm hoch werden kann. Die Stängel sind kahl und meist etwas bereift und purpurn gefärbt. Die Blätter sind lanzettlich, dreinervig und meist kahl. Die Zungenblüten überragen die Hülle.
Die Kanadische Goldrute hat dagegen einen behaarten, nicht bereiften Stängel und die Zungenblüten überragen nicht die Hülle. 1758 gelangte die Art nach Europa. Solidago gigantea stammt aus Nordamerika bzw. Kanada. Sie zählt zu den invasiven Neophyten.
Das Schmalblättrige Greiskraut ist giftig und zählt zu den invasiven Arten. Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze, die 20 - 60 cm hoch wird. Der verzweigte Stängel hat schmal-lineale Blätter, die fein gesägt und am Rand meist umgerollt sind. Die 10 - 15 Zungenblüten sind zitronengelb. Die Hülle besteht aus 10 - 20 Außenhüllblättern mit häutigem, gewimpertem Rand.
Blütezeit: Juni - Dezember
Es handelt sich um eine wärmeliebende Art, die man besonders auf sandigen, kiesigen und trockenen Böden findet, besonders an Weg- und Straßenrändern, an Bahnhöfen und in Ruderalgesellschaften.
Die ursprüngliche Heimat dieser Art ist Südafrika. Im 19. Jhd. kam sie mit dem Import von Schafswolle nach Europa.
Die Pflanze ist ein- bis zweijährig und wird bis ca. 100 cm hoch. Der aufrechte Stängel ist oft im oberen Bereich verzweigt. Die beidseitig behaarten Laubblätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Der Blütenkorb besteht aus weißen bis hell-purpurnen Zungenblüten (4 - 10 mm lang und bis 1 mm breit) und bis 2,8 mm langen, gelben Röhrenblüten. Der weiße Pappus der Röhrenblüten ist einreihig.
Die ursprüngliche Heimat ist Nordamerika:
Blütezeit: Juni - Oktober
Die Art kam um 1625 nach Europa. Im 18. Jhd. entwickelte sich der Einjährige Feinstrahl zu einer beliebten und verbreiteten Gartenpflanze und seit Anfang des 19. Jhd. breitete sich die Pflanze in der Landschaft immer mehr aus. Heute gilt die Art als häufiger, invasiver Neophyt. Besiedelt werden vor allem Wegränder und Ruderalflächen.
Das Kanadische Berufkraut ist eine aufrechte und reichästige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 20 - 150 cm. Die Pflanze wurzelt bis über 1 m Tiefe. Die wechselständigen Laubblätter stehen dicht am Stängel und sind linealisch bis linealisch-lanzettlich. Die unteren Laubblätter sind rosettig angeordnet und etwas breiter. Stängel und Blätter sind zottig behaart.
Der Blütenstand kann aus über 100 bis zu über tausend Blütenkörben bestehen. Die Blütenkörbchen sind 3 - 4 mm lang. Die äußeren, weißlich bis grünlichen Zungenblüten überragen kaum die Hülle. Die Röhrenblüten sind gelblich bis grünlich.
Blütezeit: Juli - Oktober
Heimat: Nordamerika
Die Art wurde Mitte des 17. Jhd. nach Europa eingeschleppt. Bereits Mitte des 18. Jhd. fand man den invasiven Neophyten in ganz Mitteleuropa.
Man findet die wärmeliebende Lichtpflanze in Unkrautfluren, an Wegrändern sowie in Äckern und auf Brachen.
Das Drüsige Springkraut ist einjährig. Der Sproß ist im Blütenstandsbereich verzweigt und kahl. Die Pflanze kann bis 2,5 m hoch werden. Die Blätter sind am Stängel gegenständig angeordnet und im oberen Sprossteil zu dreien quirlständig, lanzettlich. Die Teilblütenstände sind 5 - 20-blütig und blattachselständig. Die Blüten besitzen einen Sporn.
Blütezeit: Juli - Oktober
Besonders an feuchten bis nassen und nährstoffreichen und halbschattigen Stellen neigt diese Art zu rasanter Vermehrung. Zu finden ist sie besonders an feuchten Waldwegrändern, an Bächen und Flussufern.
Das Drüsige Springkraut zählt zu den invasiven Neophyten.
Die Art stammt ursprünglich aus dem westlichen Himalaja.
Die Grundblattspreiten sind mehr oder weniger kreisrund - 8 - 20 cm breit. Die Blätter sind bis zu 1/4 geteilt in 9 - 11 Lappen. Ober- und unterseits sind die Blätter dicht, samtig behaart. Die Lappen haben je Seite 7 - 10 Zähne. Die Blattstiele sind dicht abstehend behaart. Die gelblichen Blüten sind 4 - 5 mm breit. Die Blütenbecher sind zum Teil abstehend behaart, kegelförmig und kürzer als die eiförmigen Kelchblätter.
Blütezeit: Juni - August
Der Weiche Frauenmantel ist eine Gebirgsart Südosteuropas und Südwestasiens.
Der Persische Ehrenpreis ist eine niederliegende bis aufsteigende Pflanze, die bis 50 cm lang werden kann. Die Blätter sind rundlich-eiförmig, wechselständig und deutlich länger als breit. Der Blattrand ist gekerbt. Die Blütenkrone wird 8 - 13 mm groß und ist hellblau mit weißem Schlund sowie dunkel geadert.
Je nach Wetterverhältnissen blüht diese Art fast ganzjährig. Sie ist oft an und in Äckern und in Gärten sowie an Wegen zu finden.
Es handelt sich um einen etablierten Neophyten - ursprünglich beheimatet in Asien. Die Art ist seit ca. 1800 in Europa bekannt und wurde wahrscheinlich über botanische Gärten verbreitet.
Die Pflanze hat ein kriechendes Rhizom und wird bis 60 cm hoch. Der Stängel ist zerstreut behaart. Die Blüten sitzen einzeln in den Blattachseln. Die Blütenkrone ist grünlich-weiß. Der orangerote Kelch ist zur Fruchtzeit lampionartig aufgeblasen. Die Frucht ist eine ca. 1 cm dicke, rote Beere. Es handelt sich um eine Halbschattenpflanze.
Blütezeit: Mai - August
Heimat: Südeuropa bis Asien
Die krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 - 130 cm. Der aufrechte Stängel ist etwas kantig und verzweigt. Die Blätter sind breit-eiförmig, elliptisch und buchtig-gelappt bis gezähnt. Die Blüten befinden sich einzeln in den Blattachseln, zunächst aufrecht, später nickend.
Blütezeit: Juli - Oktober
Heimat: Südamerika
1779 wurde die Pflanze bereits von einer Gärtnerei in Hamburg zum Kauf angeboten. Mitunter kam die Art auch ungewollt als Transportbegleiter nach Europa. Gegenwärtig findet man die Giftbeere mitunter eingeschleppt oder verwildert vor.
Die aufrechte Pflanze kann bis 1 m hoch werden. Der gefurchte Stängel ist unverzweigt. Die breit-eiförmigen und spitzen Blätter befinden sich in Quirlen zu 3 - 4 Stück. Die gelben Blüten sitzen zu 3 - 4 in den Blattachseln und sind bis 1,5 cm lang gestielt. Die Blütenstiele sind dicht behaart. Die lineal-lanzettlichen Kelchblätter sind undeutlich rot punktiert.
Blütezeit: Juni - Juli
Die Heimat dieser Art ist Südosteuropa bis Klein-Asien
Diese Art verwildert sich gelegentlich aus Gärten ohne Tendenz zu weiterer Ausbreitung. Dort wo sie sich etabliert hat, hält sie sich zäh.
Bei diesem, selten verwilderten und meist unbeständigen Neophyten handelt es sich um einen Zwergstrauch mit einer Höhe bis 80 cm. Der Stängel ist dicht verzweigt und hat 2 schmale Längsleisten. Die sitzenden Laubblätter sind gegenständig angeordnet (schmal bis breit-eiförmig). Die langgestielten Blüten sitzen einzeln oder in Gruppen in den Achseln der Tragblätter. Die Pflanze mag es schattig bis halbschattig.
Blütezeit: Juni - August
Heimat: Mittelmeergebiet, Nordafrika - Südeuropa bis Vorderasien
Fotobestimmungsschlüssel: https://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Johanniskrautgewaechse/johan_h_klein.htm#Blut-%20Johanniskraut
Der Bleiche Mauerpfeffer (Bleiche Fetthenne) ist eine immergrüne, rasenbildende Pflanze mit einer Wuchshöhe von 5 - 10 cm. Die abstehenden Laubblätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Die Blattspreite ist zylindrisch geformt. Die weiße bis blass-rosa Blütenkrone besteht aus meist 5 Kronenblättern, 2 - 4 mm lang, lanzettlich mit verschmälerter Spitze.
Blütezeit: Juni - August
Die Heimat dieser Art erstreckt sich von Bulgarien über die Türkei bis in den Kaukasus.
Diese Art wird mitunter für Grabbepflanzungen und die Dachbegrünung eingesetzt und verwildert vereinzelt.
Der Inkarnatklee ist eine einjährige Pflanze mit einem aufrechten Stängel - Höhe 10 - 60 cm. Der Stängel ist zottig behaart und nicht oder spärlich verzweigt. Die gestielten und behaarten Blätter sind 3-teilig gefiedert. Die Ränder der Fiederblättchen sind leicht gezähnt.
Die endständigen, ährigen Blütenstände sind 2 - 6 cm lang. Die 5 roten Kronblätter sind teilweise verwachsen.
Blütezeit: Mai - August
ursprüngliche Heimat: Südeuropa und westlicher Mittelmeerraum
Die Pflanze wurde bereits 1836 bei Stuttgart kultiviert. Samen befinden sich teilweise in Blühmischungen. Sie ist auch als Futterpflanze bekannt und verwildert hin und wieder.
Die Saat-Wicke (Futterwicke) ist eine einjährige, krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 30 - 80 cm.
Die zwei- bis achtpaarig gefiederten Laubblätter bilden an der Spitze stets eine geteilte Ranke aus. Die Blüten stehen einzeln oder zu zweit in den Blattachseln. Die Fahne der Blüte ist hell-rotviolett bis rosa und die Flügel dunkel-karminrot.
Blütezeit: Mai - Juli
ursprüngliche Heimat: Mittelmeerraum bis Westasien
Die Saat-Wicke ist eine Kulturpflanze, die bereits vor langer Zeit zu uns kam. Die Vorkommen als Neophyt sind meist unbeständig.
Der Elfen-Krokus hat eine Wuchshöhe von 10 - 15 cm. Er besitzt keinen Stängel. Die grundständigen Laubblätter sind parallelnervig mit einem weißen Mittelstreifen. Die glockigen, aufrechten Blüten haben eine lange, weißliche Blütenröhre. Die Perigonzipfel sind blass-fliederfarben bis purpurn.
Blütezeit: Februar - März
Der Elfen-Krokus ist beheimatet in Süd-Ungarn, Kroatien, Serbien und Bulgarien.
Der Elfen-Krokus wird verbreitet als Zierpflanze eingesetzt.
Die Art gilt als verwilderungsfreudig. Am Karlsbader Standort wird die Art seit etlichen Jahren beobachtet mit leichter Verbreitung.