Warum Anlage eines Herbariums?
Herbarblätter dienen dem Nachweis einer Art und dem Vergleich mit anderen Arten einer Gattung. Für botanisch Interessierte, die sich langfristig mit Pflanzen beschäftigen ist es sehr sinnvoll, ein Herbar anzulegen. Bei Fundortmeldungen an die Botanische Arbeitsgemeinschaft, an Naturkundemuseen, Institute sowie an Internetforen ist es sehr bedeutsam für Nachfragen und Vergleiche, ein Herbarblatt zur Hand zu haben. Das gilt besonders für die Meldung von Unterarten, die Meldung kritischer Sippen oder für Neufunde im Gebiet.
Was ist beim Sammeln und Pressen der Pflanzen und der Herbarblattherstellung zu beachten?
Vor einer Exkursion sollte man sich überlegen, welche Pflanzen gesammelt werden sollen. Es verbietet sich von selbst, Pflanzen die unter Naturschutz stehen oder auf der Roten Liste zu finden sind zu sammeln. Auch wenn sich am Standort nur ein Exemplar befindet, sollte man dies nicht entnehmen. Diese Arten sollten dann eher fotografisch dokumentiert werden. Für das Sammeln empfiehlt sich die Mitnahme eines Kunststoffbeutels, der innen mit einigen Wassertropfen versehen ist und einer kleinen Handschaufel. Die Pflanzen sollten als Ganzes mit Wurzel entnommen werden – auch Wurzeln weisen mitunter charakteristische Merkmale auf. Sollte die Pflanze sehr hoch sein oder eine sehr tiefgehende Wurzel haben, entnimmt man nur Teile, die charakteristisch sind.
Bei der Pflanzenbestimmung sollte man auf ein Bestimmungsbuch nicht verzichten. Zur Verifizierung oder Eingrenzung hilft eine Bestimmungs-App (z.B. Flora incognita) oder ein Pflanzenatlas (z.B. Exkursionsflora von Deutschland, Atlasband, Rothmaler Bd. 3).
Nach der Säuberung der Pflanze und speziell der Wurzelteile legt man die Pflanze am Besten zwischen Zeitungspapier und spannt dieses in eine Pflanzenpresse aus Holz mit Spannschrauben (kann käuflich erworben werden oder leicht selbst herstellbar).
Je nach Größe und Dicke der Pflanze kann diese nach ca. einer Woche entnommen werden (sollte sich trocken und steif anfühlen). Man legt die Pflanze auf Herbarpapier und befestigt sie mit Klebestreifen (z.B. Zuschnitt aus einer Rolle gummierter, fester Klebestreifen aus dem Buchbindegewerbe – reicht meist ein ganzes Leben lang). Keinesfalls empfiehlt sich der Einsatz von Tesa-Film (die Streifen verfärben sich teils und lösen sich u.U. nach mehreren Jahren).
Danach geht es an die Erstellung eines Herbarblatt-Etiketts (mitunter findet man Vorlagen im Internet oder käuflich erwerbbare). Wichtig ist, dass alle notwendigen Daten auf diesem enthalten sind – deutscher Artname, lateinischer Artname, Familie, Fundort, topographische Daten (z.B. TK 7017/14 – Top. Karte 1: 25 000; Pfinztal, 4. Quadrant im ersten Quadranten), Höhe über dem Meeresspiegel, Funddatum und Name des Erstellers des Herbarblattes.
Ist diese Arbeit getan, ist die Fertigstellung fast beendet. Früher wurde auf die Herbarblätter Gift aufgebracht, um kleine Insekten vom Fraß abzuhalten. Heute gibt es geeignetere Methoden, z.B. die Lagerung in einem abgeschlossenen Beutel für 2 – 3 Tage im Tiefkühlschrank. Die Lagerung der Blätter geschieht dann am Besten in einem passenden Karton, geordnet nach Familien und Gattungen.
Nutzung von Herbarbelegen zum Kennenlernen und Vergleichen
Historie
Mit der Erforschung der Pflanzen für deren Nutzung in der Medizin und auch für den Einsatz in Gärten entstanden auch umfangreiche und bedeutende Herbarien. Das ging einher mit der Entstehung botanischer Gärten zu Mitte des 16. Jhd. Ärzte, Apotheker, Forschungsreisende und Pflanzenjäger hinterließen umfangreiche Aufzeichnungen, Bücher und Herbarien im 17.-19. Jhd. „Im 18. Jahrhundert löste sich die Pflanzenlehre von der Medizin. Damit begann eine rasante Entwicklung. Das Zeitalter der Aufklärung brachte eine große Zahl wissenschaftlicher Entdeckungsreisen und eine Flut unbekannter Pflanzen und Arten. Allein Alexander von Humboldt brachte über 6000 Pflanzen aus Süd- und Mittelamerika zurück. Davon waren mehr als die Hälfte in Europa unbekannt. Um diese Flut an Neuheiten wissenschaftlich zu bearbeiten, brauchte es ein einheitliches System, nach dem alle Wissenschaftler arbeiten und die Pflanzen benennen konnten. Carl von Line´ hat diese Nomenklatur geschaffen, die bis heute international gültig ist.“ (Pflanzenjäger, Piper Verlag GmbH München)
Als Beispiel folgend ein Herbarblatt der Grünlichen Gelb-Segge (Karlsbad)
Beispiele von Herbarblättern, wie sie vor ca. 100 Jahren hergestellt wurden (für Lehrzwecke, für Museen und für Forschungszwecke).
Es gibt seit Langem in Deutschland ein isoliertes Vorkommen von Carex vaginata. Dieses Vorkommen befindet sich im Harz. Die Art wird in der Roten Liste Deutschlands als extrem selten aufgeführt. Der Herbarbeleg entstand vor ca. 100 Jahren. Hinweise zu dieser Art sind zu finden unter
weitere alte Herbarblätter aus dem Bestand von Dr. Thielemann (sächs. Botaniker; botanische Studien im Riesengebirge, bekannt durch seine Kartierungen um Meißen; Mitinitiative zur Angliederung des Boselgartens bei Meißen an den Botanischen Garten Dresen - Übernahme aus der Sammlung R. Franke)