Die Entwicklung der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Bestimmungen und Lockerungen machten es möglich, in diesem Jahr wieder Veranstaltungen durchzuführen und die Aktivitäten auszuweiten. Das Interesse an den Veranstaltungen war sehr groß und die Aktivitäten zahlreich. Es erscheint schwierig, auf alle Aktivitäten und Veranstaltungen einzugehen, nichts zu vergessen und dabei die Schilderungen nicht ausufern zu lassen.
Blühfläche
Die ersten Aktivitäten waren wieder an unserer Blühfläche im Gartenzentrum Jansen zu verzeichnen. Die Schilder wurden nach der Winterpause wieder aufgestellt und Ben Guthmann schenkte uns eine durch ihn aufgearbeitete Bank für die Fläche. Seit 2019, wo im Frühjahr angesät wurde und Elemente des naturnahen Gartens, wie Stein- und Reisighaufen, Baumstubben und Insektenhotels, eingebunden wurden, beobachten wir die Entwicklung der Fläche. Die Bestückung der Insektenhotels wurde weitestgehend abgeschlossen – an dieser Stelle ein großes Lob an Friedbert Kern, der oft an den Insektenhotels arbeitete und Behälter an den Schildern mit NABU-Flyern bestückte. Im kommenden Jahr wollen wir auf einer Blühflächenhälfte eine bunte Blumenwiese neu ansäen und eine Randbepflanzung mit naturnahen Stauden und Sträuchern vornehmen.
Projekt Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen bei Spielberg
Eva Kübler (Vogelbeobachtung), Bernd Miggel (Pilze, Flechten, Moose) und Gerold Franke (Pflanzen, Insekten und sonstige Tiere) bearbeiteten zwischen Januar und Ende Oktober das Projekt „Artenvielalt auf den Streuobstwiesen bei Karlsbad-Spielberg“. 526 Arten wurden dokumentiert und sind auf unserer Internetseite abrufbar. Ein echtes Highlight aus mykologischer Sicht war der Pilz, den Gerold Franke am 6. Oktober auf einer Streuobstwiese bei Spielberg fand und den Bernd Miggel als Purpurbraunen Filzröhrling (Xerocomus silwoodensis) bestimmen konnte. Diese außerordentlich seltene Pilzart stellt möglicherweise einen der Erstfunde für Deutschland dar. Neben diesem Fund gab es weitere seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf unserer Seite aufgeführt worden. Unser Ziel ist es, mit diesem Projekt, Interesse zu schaffen für die vorhandene Artenvielfalt und für deren Erhaltung zu motivieren. Aus diesem Grunde sandten wir auch die Projektauswertung an das Garten- und Umweltamt in Karlsbad – leider gab es keine Reaktion.
Aktion „schwalbenfreundliches Haus“
Die Aktion „schwalbenfreundliches Haus“ wurde 2022 weitergeführt. Wir konnten wieder mehreren Hauseigentümern in Unter- und Obermutschelbach sowie in Keltern Urkunden und Plaketten mit der Auszeichnung " Schwalbenfreundliches Haus" überreichen. Die Hausbesitzer freuen sich, dass die Vögel des Glücks bei ihnen ihre Jungen aufziehen. Die Nester waren durchweg belegt, mehrere Bruten von Mehlschwalben konnten ausfliegen und die Reise in die Winterquartiere im Süden antreten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich mehr Menschen dazu entschließen könnten, ihre Hauswand unter dem Dach den Schwalben zur Verfügung zu stellen. Der Verschmutzung durch den Vogelkot kann leicht vorgebeugt werden, indem die Kotbretter in der richtigen Größe und im richtigen Abstand zu den Nestern angebracht werden.
Ornirunde und Nistkastenreinigung
Nach langer Coronapause hat sich unsere Ornirunde wieder einmal in größerer Anzahl zu den Beobachtungen ausgetauscht. Besonders spannend ist das Zusammentragen vieler Erfahrungen und die gemeinsame Interpretation der Sichtungen und möglicher Entwicklungen.
Nicht vergessen, unsere Nistkastenreinigungsaktionen. Von den 70 aufgehängten Nistkästen aus Holzbeton für Singvögel waren ca. 90 % bewohnt. Im überwiegenden Teil fanden wir Nester von Meisen, aus Moos bestehend. Auch die Anzahl der vom Kleiber bewohnten Kästen war sehr ansehnlich. Kleiber bevorzugen Kieferrindenstücke als Nestmaterial. Auch das Einflugloch wird entweder durch "aufmeißeln" oder durch "zukleben" passend gemacht. Immer wieder entdeckten wir Hornissennester. Auch Siebenschläfer schätzten die Nisthöhlen als ihr Winterquartier.
Greifvogelmonitoring
Auch beim Greifvogelmonitoring gibt es einiges zu berichten. Wie jedes Jahr beginnen die Aktivitäten mit der Überprüfung der Brutareale hinsichtlich neu gebauter oder auch abgängiger Nester der sogenannten Horste.
Ab April bis in den Juni erfolgt die Kontrolle, ob der Horst belegt ist und die Aufzucht des Nachwuchses erfolgreich von Statten geht. In diesem Jahr war, vermutlich aufgrund des nassen Jahres 2021 und daraus folgend einer deutlich geringeren Mauspopulation besonders auffällig, dass der Mäusebussard sich zwar in den Revieren aufgehalten, aber bis auf wenige Ausnahmen nicht gebrütet hat. Die Brutdichte des Rotmilans bewegt sich weiterhin auf erfreulich gutem Niveau wie im Vorjahr. Die Waldgreife, Habicht und Sperber, sind regelmäßig zu beobachten. Neben dem verbreiteten Siedlungsbrüter, Turmfalke, sind auch Wander- und Baumfalke ab und an zu beobachten. Sporadisch können Weihen, Schwarzmilan und Wespenbussard im Jahresverlauf gesichtet werden.
Projekt „Steinkauz“
Beim Projekt „Steinkauz“ gibt es ebenfalls erfreuliche Entwicklungen. Im Spätherbst wurde wieder die Reinigung der Niströhren vorgenommen. In zwei Röhren konnten schon eindeutige Spuren auf ein Vorkommen des Steinkauzes gefunden werden.
Regionales Projekt „Artenvielfalt“
Regional gibt es seit diesem Jahr das Projekt „Artenvielfalt“, initiiert durch den BUND Karlsbad/ Waldbronn. Auch wir beteiligen uns mit, gemeinsam mit dem BUND, dem Schwarzwaldverein, dem Obst- und Gartenbauverein, der Röm.-katholischen Kirchengemeinde Waldbronn-Karlsbad, der Evangelischen Kirchengemeinde Waldbronn, der Firma BlumenKraft, dem Martinshof Karlsbad und dem Lesetreff. Es gibt Abstimmungen zu Terminen und Aktivitäten. Wir finden dieses Projekt gut, denn gemeinsam können wir mehr bewirken. Am 04.11. fand z.B. im Pfarrzentrum Waldbronn ein sehr interessanter Vortrag von Dr. Andree Keitel mit dem Thema „Artenvielfalt wozu?“ statt. Der Vortrag war sehr interessant. Ausführlich wurde auf die immense Bedeutung des Artenreichtums eingegangen und was zu tun ist, um ihn möglichst weitgehend zu erhalten.
Bachpatenschaft
Gegenwärtig gibt es nichts Neues vom Bocksbach zu berichten. E. Kessler führt regelmäßige Begehungen durch und stimmt sich zu Maßnahmen ab.
Gestaltung unserer Internetseite und Präsenz in sozialen Medien
Es ist unser Anspruch, aktuell zu Veranstaltungen und unseren Projekten zu berichten und für die uns umgebende Natur zu interessieren sowie für deren Schutz zu mobilisieren. So kam 2022 das Projekt „Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen bei Spielberg“ hinzu und verschiedene Rubriken wurden ergänzt oder neugestaltet – Ergänzungen besonders bei der Rubrik „Pilze“ und die noch in Bearbeitung befindliche Rubrik „Insekten“ – hier werden Arten verschiedener Insektenordnungen aus unserer Umgebung vorgestellt und später ergänzt. Ein vorläufiger Abschluss erfolgte bei den Ordnungen der Schmetterlinge, Käfer und Hautflügler. Hinzukommen sollen noch die Ordnungen der Zweiflügler, Libellen, Wanzen, Langfühler- und Kurzfühlerschrecken. Zur Gestaltung von naturnahen Gärten gab es wichtige Tipps und Entscheidungshilfen, so dass persönliche Beratungen vor Ort nur noch in Ausnahmefällen notwendig sind.
Unser Dank gilt B. Guthmann, der 2022 dafür sorgte, dass wir bei Instagram und Facebook präsent sind.
Projekt „Botanik“
Es erfolgten auch 2022 wieder Begehungen in unseren Naturschutzgebieten und ein besonderes Augenmerk galt auch hier der Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen bei Spielberg.
Kindergruppe
Nur bei der gemeinsamen Kindergruppe von NABU und BUND/ Karlsbad-Waldbronn gibt es leider nichts zu berichten. Das ist sehr schade, denn hier geht es um die Natur- und Umweltschützer von morgen, diejenigen, die unsere Aktivitäten weiterführen und die es für den Erhalt unserer Artenvielfalt zu begeistern gilt. Wir suchen dringend eine oder mehrere Personen, die Freude am Umgang mit an Naturthemen interessierten Kindern haben.
Was uns regional in den Gemeinden Karlsbad und Waldbronn bewegte und weiterhin bewegt
Was die geplante Photovoltaikanlage bei Spielberg betrifft, stehen wir in Kontakt mit den Fraktionen der Parteien im Gemeinderat Karlsbad. Wir begrüßen die Zielstellung, eine Bürgerenergiegenossenschaft zu etablieren, um eine Beteiligung der Bürger zu sichern und um spätere Entscheidungen zu verhindern, die Bürgerinteressen nicht berücksichtigen. Da die geplante, beweidete Grünfläche unter den Modulen mit einer heimischen Magerwiese nicht verglichen werden kann und wertvolles Ackerland verschwindet, ist es uns sehr wichtig, dass kein Grünland bzw. Streuobstwiese als Ausgleichsflächen für die Landwirte ausgewiesen werden, was lt. Gemeinderat auch nicht vorgesehen ist. Wir sind uns mit den Fraktionen darin einig, dass noch mehr dafür getan werden muss, dass auf Karlsbader Dächern Solarmodule installiert werden. Die Aussagen gehen dahin, dass man auf einem guten Weg ist.
Kritisch sehen wir das kommende Neubaugebiet mit 90 Baugrundstücken in Spielberg auf Grünland zwischen der Straßenbahnlinie S 11 und Wald sowie Netto-Markt und Brücke über die Straßenbahnlinie. Auch uns ist bewusst, dass Wohnraum knapp ist und etwas getan werden muss. Dies sollte aber ausgewogen und mit Augenmaß geschehen und Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sollten da immer mitberücksichtigt werden, wie auch die Lebensqualität der Einwohner. Es wird hier eine große Fläche wertvolles Grünland versiegelt, die Parksituation in Spielberg wird weiter verschlechtert, die Infrastruktur stößt jetzt bereits an die Grenzen – gesundheitliche Betreuung (überlaufene Arztpraxen), Kindergarten, Lehrermangel, Strom- und Wasserleitungsnetz, Verkehrsbelastung usw. Es wird sicher nicht lange dauern und dann ertönt der Ruf nach Ausbau der Infrastruktur – wo wird dann gebaut? Was ist mit dem sozialen Wohnungsbau und mit Mehrfamilienhäusern in der Region? Jedem sein Häuschen mit Garten – sicher für viele ein Ziel, aber leider kann das nicht die Zukunft sein, wo die Ortserweiterungen und Flächenversiegelungen zu Lasten von Klima, Natur und Landwirtschaft gehen.
Durchgeführte Veranstaltungen 2022
Vogelstimmenwanderungen und Vogelbeobachtungen
Die morgendliche Vogelstimmenwanderung fand am 24.04.2022 statt. Auch Starkregen war kein Hindernis für eine zahlreiche Teilnahme und reges Interesse. Bei der abendlichen Vogelstimmenwanderung am 14.05.2022 war das Wetter wesentlich besser. Insgesamt 27 Teilnehmer fanden sich am Parkplatz im Kurpark Waldbronn ein. Außergewöhnlich seltene Vogelarten konnten wir zwar nicht verzeichnen, jedoch freuen wir uns bei der Abendwanderung immer über neue und für uns "seltene" Teilnehmer“. So wurden wir auch gleich von einem über uns kreisenden Rotmilan begrüßt. Weiter ging es entlang des Vogellehrpfades. Auf dem gesamten Rundweg wurden wir von einem üppigen Amselkonzert begleitet. Außerdem begleiteten uns noch einige Zaunkönige und Rotkehlchen mit ihrem schönen variantenreichen Gesang. Im Flug konnten wir noch eine Gruppe Mauersegler bestaunen, die erst vor wenigen Tagen aus ihrem Winterquartier zu uns zurückgekommen sind. Viele Fragen wurden auch zu Bienen, Wildbienen und Insekten gestellt, die unser Experte Klaus ausführlich beantwortete. Vielen Dank an Eva Kübler und Klaus Faaß für die gelungene Veranstaltung. Für den 03.10.2022 wurde kurzfristig ein Termin zur Vogelbeobachtung im Naturschutzgebiet „Pfinzquellen“ bekannt gegeben. Es fanden sich 19 Teilnehmer ein. Geleitet von Markus Gegenheimer, Jürgen Klauda, Eva Kübler und unterstützt von Klaus Faaß, begab sich die Gruppe auf eine abwechslungsreiche Strecke durch das Naturschutzgebiet. Insgesamt konnten an diesem Tag 29 Vogelarten sicher bestimmt werden, darunter z.B. das Braunkehlchen, Rotmilane oder ein Sommergoldhähnchen. Vielen Dank an die Organisatoren und allen Teilnehmern für diese spannende und interessante Veranstaltung.
Wiesen- und Waldwanderung zwischen Waldbronn-Reichenbach und Etzenrot
Am 12.06.2022 trafen sich 12 Teilnehmer zu dieser Wanderung. Ansprechrechpartner für die einzelnen Bereiche waren Eva Kübler (Vogelstimmen und Vogelbeobachtung), Dr. Klaus Rösch (Botanik und Biotoptypen), Bernd Miggel (Pilze, Flechten und Moose) und Gerold Franke (Botanik und Insekten) – ihnen vielen Dank. Durch das rege Interesse und die vielen Beobachtungen dauerte die Wanderung 2,5 Stunden (Kurpark Waldbronn und daneben liegender Wald).
Mit vielen Eindrücken und Anregungen gingen die Teilnehmer nach Hause – es war eine erfolgreiche Veranstaltung.
Mitgliederversammlung und Vortrag „naturnaher Garten im Wandel der Jahreszeiten“
Am 05.07.2022 fand im „Schlössle“ in Auerbach unsere Mitgliederversammlung und anschließend der Bildvortrag „Naturnaher Garten im Wandel der Jahreszeiten“ statt.
Der bisherige Vorstand wurde einstimmig entlastet. Unser bisheriger 1. Vorsitzender, Rudolf Lepschy und Referent Friedbert Kern scheiden aus gesundheitlichen Gründen aus ihren Funktionen aus. Der Vorstand wurde neu gewählt und setzt sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzende: Ulrike Kraft-Alt
2. Vorsitzende: Eva Kübler
Kassierer: Andreas Haak
1. Kassenprüfer: Mathias Kerner
2. Kassenprüfer: Volker von Einem
Schriftführer: Ben Guthmann
Der neu gewählte Vorstand ernannte bzw. bestätigte folgende Referenten:
Gerold Franke – Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung der Internetseite, Botanik
Eduard Kessler – Biotopfpflege und Bachpatenschaft
Jürgen Klauda – Ornithologie; Greifvogelmonitoring
Ulrike Kraft-Alt bedankte sich bei Rudolf Lepschy für seine bisherige aktive Tätigkeit als 1. Vorsitzender und ernannte ihn im Namen des Vorstandes zum Ehrenvorsitzenden. Auch ging der Dank verbunden mit einem Gutschein an Friedbert Kern für sein bisheriges aktives Wirken. Anschließend wurde einstimmig beschlossen, die neue Satzung zu ratifizieren.
Im Anschluss folgte der Bildvortrag „Naturnaher Garten im Wandel der Jahreszeiten“. Interessiert folgten die Anwesenden den Erläuterungen von Gerold Franke. Er enthielt viele praktische Tipps, wie jeder seinen Garten noch insektenfreundlicher gestalten kann.
Pilzexkursion am 01.10.2022 bei Ittersbach
Das Interesse war sehr groß. 32 Teilnehmer fanden sich am Treffpunkt ein. Der Leiter der Exkursion, unser Pilzfachmann Bernd Miggel, hatte sachkundige Unterstützung mitgebracht, die Pilzsachverständige, Frau Sabrina Döffinger aus Dietlingen. Es wurden reichlich Pilze gefunden, begutachtet und beschrieben. 38 Pilzarten wurden registriert. Wir möchten uns bei Herrn Bernd Miggel und Frau Sabrina Döffinger recht herzlich für die Führung bedanken, ebenso für das rege Interesse der Teilnehmer.
Wir hoffen, auch bei unseren Aktivitäten und Veranstaltungen im kommenden Jahr, viele Interessierte begrüßen zu dürfen und freuen uns auf ein aktives Mitwirken beim NABU Karlsbad/ Waldbronn.